Wissenschaftliche Methoden sind eine wichtige Ausgangslage für das Arbeiten in der Oberstufe – nicht nur in Deutsch. Hier stehen sie zwar direkt im Zentrum, werden aber in allen Fächern irgendwie, irgendwo und irgendwann einmal benötigt: Mindestens in den Fächern, in denen ihr eine Facharbeit schreiben dürft – aber auch immer dann, wenn ihr eure Quellen sauber angeben müsst (also eigentlich immer). Das dazugehörige Material bearbeiten wir gemeinsam im Kurs. Hier findet ihr „nur“ wichtige Infos zum Nachschlagen.
Inhaltsverzeichnis
- Eine Untersuchungsfrage formulieren
- Quellen korrekt angeben: Verzeichnisse im Referat und der Facharbeit
- Grundlagen des Zitierens
- Argumente formulieren und Argumenttypen erkennen
Eine Untersuchungsfrage formulieren
Für ein Referat oder eine Facharbeit müsst ihr eine Untersuchungsfrage formulieren, der ihr anschließend nachgeht. Es gibt folgende Typen von Untersuchungsfragen:
Fragetyp | Beschreibung | Vorgangsweise | Beispiel-Frage[1] | Beispiel-Hypothese[2] |
---|---|---|---|---|
Beschreibung | Beschreiben eines Zustandes: Wie funktioniert/ verhält sich X? Wie sieht der Sachverhalt X aus? | • zentrale Begriffe klären • Untersuchungsgegenstand beschreiben | Welche formalen Fehler machen Schüler*innen der gymnasialen Oberstufe in ihren Aufsätzen? | Schüler*innen […] setzen keine Kommata in komplexen Sätzen. |
Erklärung | Erklären eines Zusammenhangs: Warum passiert X? Warum ist X so wie es ist? | • zentrale Begriffe klären • Untersuchungsgegenstand beschreiben • Theorien heranziehen • Ursache-Wirkungs-Beziehungen darstellen | Warum setzen Schüler*innen […] keine Kommata in komplexen Sätzen? | Schüler*innen setzen keine Kommata in komplexen Sätzen, weil ihnen das Grundwissen zum Aufbau komplexer Sätze fehlt. |
Gestaltung | Maßnahmen zum Erreichen eines Ziels / zum Lösen eines Problems: Welche Maßnahmen sind notwendig, um X zu erreichen? | • zentrale Begriffe klären •Untersuchungsgegenstand beschreiben • Theorien heranziehen • Prognosen erstellen | Welche Maßnahmen sind notwendig, damit Schüler*innen […] Kommata in komplexen Sätzen richtig setzen? | Schüler*innen benötigen Grundkenntnisse zum Aufbau komplexer Sätze, um Kommata dort richtig setzen zu können. |
Prognose | Skizze zukünftiger Ereignisse und deren Folgen: Wie wird sich X entwickeln? | • zentrale Begriffe klären • Untersuchungsgegenstand beschreiben • Theorien heranziehen • Gestaltungsmaßnahmen entwickeln | Welchen Einfluss hat die falsche Zeichensetzung von Schüler*innen […] bei komplexen Sätzen auf die nächsten Anpassungen des amtlichen Regelwerks? | Die falsche Zeichensetzung […] wird keinen Einfluss auf die nächsten Anpassungen des amtlichen Regelwerks haben. |
Bewertung | Kritik an etwas üben, Verbesserungsvorschläge machen, einen Zustand bewerten: Wie lässt sich X bewerten? Welche Probleme ergeben sich durch X? | • zentrale Begriffe klären • Untersuchungsgegenstand beschreiben • Theorien heranziehen • Bewertungskriterien definieren & anwenden | Welche Probleme im späteren Berufsleben ergeben sich für Schüler*innen […], die keine Kommata in komplexen Sätzen setzen können? | Für die Mehrheit der Schüler*innen werden sich im späteren Berufsleben keine Probleme ergeben. |
[1] Ein anderes schönes Thema ist der Unterschied im Schreibverhalten, wenn Schüler*innen handschriftlich oder am PC umfangreiche Texte schreiben …
[2] Hypothese = eine begründete Behauptung, die durch deine Beweisführung belegt oder bestätigt werden soll = mögliche Antwort auf deine Untersuchungsfrage!
Quellen korrekt angeben: Verzeichnisse im Referat und der Facharbeit
Ein Literaturverzeichnis (bzw. Quellenverzeichnis) nennt man die Auflistung der für einen Vortrag oder eine Arbeit tatsächlich verwendeten Quellen. Es gibt viele verschiedene Stile, wie bibliografiert oder zitiert werden kann. Sofern kein expliziter Stil von euch verlangt wird, ist egal, welchen ihr nutzt. Wichtig ist aber immer:
- Einheitlichkeit: Alle eure Angaben sind einheitlich; alle Informationen erfolgen immer in der gleichen Reihenfolge usw.
- Vollständigkeit: Eure Angaben enthalten immer den Namen des*der Urheber*in, den Titel, das Erscheinungsjahr, den Erscheinungsort
- Es fehlen Infos? Dann geht wie folgt vor:
- kein*e Autor*in: Verwendet den Titel anstelle des*der Autor*in (z.B. häufig bei Websites)
- kein Datum: Benutzt ‚o. D.‘ (Abkürzung für ‚ohne Datum‘).
- kein Titel: Beschreibt die Quelle in eckigen Klammern.
- Aber Achtung: Fehlen mehrere Informationen, solltet ihr die Glaubwürdigkeit deiner Quelle hinterfragen, bevor ihr sie nutzt.
- Es fehlen Infos? Dann geht wie folgt vor:
Egal um welche Quelle es sich handelt und welchen Zitationsstil ihr nutzt, ihr müsst also IMMER möglichst genau angeben:
- VON WEM stammt die Quelle?
- VON WANN stammt die Quelle?
- WIE IST DER TITEL der Quelle?
- WOHER stammt die Quelle?
Quellen könnt ihr z. B. so angeben:
Quellenart | Angabe im Quellenverzeichnis |
---|---|
Buch (Monografie) | Name, Vorname (Erscheinungsjahr): Buchtitel. Untertitel. (Auflage). Erscheinungsort: Verlag. |
Beitrag aus Sammelband (mehrere Aufsätze in einem Buch gesammelt) | Name, Vorname (Erscheinungsjahr): Titel des Beitrags. In: Titel des Sammelbandes. Hrsg. von Name der Herausgebenden. (Auflage). Erscheinungsort: Verlag. Seitenzahl des Aufsatzes. |
Zeitungsartikel | Print: Name, Vorname (Erscheinungsjahr): Titel des Artikels, in: Name der Zeitung, Seitenzahl. Online: Name, Vorname (Erscheinungsjahr): Titel des Artikels, in: Name der Zeitung, Online unter: <URL>. (Zugriffsdatum). |
Zeitschriftenartikel | Print: Name, Vorname (Erscheinungsjahr): Titel des Artikels, in: Name der Zeitung, Jahrgang, Nummer, Seitenzahl. Online: Name, Vorname (Erscheinungsjahr): Titel des Artikels, in: Name der Zeitschrift, Online unter: <URL>. (Zugriffsdatum). |
Lexikonartikel | Print: Herausgeber (Verlag oder eine Person) (Erscheinungsjahr): Stichwort/Titel, in: Name des Lexikons, Erscheinungsort: Verlag, Seite/Spalte. Online: Herausgeber (Verlag oder eine Person) (Erscheinungsjahr): Stichwort/Titel, in: Name des Lexikons, Online unter: <URL>. (Zugriffsdatum). |
Seite im Internet | Name, Vorname (Jahr): Titel des Beitrags. Untertitel. Online unter: <URL>. (Zugriffsdatum). |
Bild im Internet | Name, Vorname (Jahr): Titel des Bildes. Online unter: <URL>. (Zugriffsdatum). |
YouTube | Kanalname (Jahr): Titel des Videos [YouTube]. Online unter: <URL>. (Zugriffsdatum). |
Grundlagen des Zitierens
In bspw. eurer Facharbeit formuliert ihr eine Fragestellung, die ihr anschließend beantwortet. Die Aussagen, die ihr dazu macht, müsst ihr belegen. Außerdem muss immer unmissverständlich hervorgehen, welche Ideen, Aussagen und Gedankengänge wörtlich oder indirekt aus fremden Quellen übernommen wurden, sonst handelt es sich um ein Plagiat. Durch Literatur und Quellenangaben müsst ihr diese übernommenen Aussagen direkt kennzeichnen, damit eure Leser*innen die Sachverhalte in Zweifelsfällen nachprüfen können. Am Ende gebt ihr eure genutzten Quellen im Quellenverzeichnis an.
Was & wozu? | Wie? | am Beispiel |
---|---|---|
Direktes Zitat = wortwörtliche Wiedergabe aus einer fremden Quelle; verwenden wir immer dann, wenn wir den genauen Wortlaut brauchen oder, wenn die Aussage so prägnant ist, dass wir sie nicht paraphrasieren wollen. | • Zitat wird in Anführungszeichen gesetzt • Direkt im Anschluss: in Klammern Autor*in, Jahreszahl und Seitenzahl bei Printmedien • im Originaltext enthaltene Rechtschreibfehler, Hervorhebungen etc. werden beibehalten • vorgenommene Änderungen wie Auslassungen, grammatische Anpassungen müssen in eckigen Klammern gekennzeichnet werden | „Technisher [sic!][1] Wandel und technologische Innovationen […] stellen in einigen Fällen auch selbst Phänomene der Globalisierung dar.“ (Niederberger; Wagner 2011, S. 73) |
Indirektes Zitat (Paraphrase) = sinngemäße Wiedergabe fremder Gedanken mit eigenen Worten; verwenden wir, wenn wir Inhalte zusammengefasst wiedergeben möchten | • kann sich auf eine einzelne Textstelle, einen Absatz oder ein ganzes Kapitel beziehen • Direkt im Anschluss: in Klammern „vgl.[2]“ + Autor*in, Jahreszahl und Seitenzahl bei Printmedien • Kennzeichnung fremder Gedanken durch Konjunktiv (mit der indirekten Rede vergleichbar) | Niederberger/Wagner verweisen darauf, dass der technische Wandel nicht nur die Globalisierung ermöglicht habe, sondern auch eine Folge des technischen Wandels sei (vgl. Niederberger; Wagner 2011, S. 73). |
[1] Sic! kommt aus dem lateinischen sīc erat scriptum und heißt so viel wie ‚so stand es geschrieben‘. Wir geben damit an, dass wir keinen Fehler beim Abtippen gemacht haben, sondern der Fehler schon im Original vorhanden war.
[2] Vgl. steht für „Vergleiche“ als Verweis auf eine nicht wortwörtlich, sondern umschrieben zitierte Stelle aus einer Informationsquelle.
Argumente formulieren und Argumenttypen erkennen
In eurer Facharbeit wollt ihr eure Untersuchungsfrage beantworten und eure Hypothesen belegen. Dabei solltet ihr möglichst rational vorgehen: Eure Aussagen sollten also auf nachprüfbaren Tatsachen und möglichst klaren Daten (Zahlenangaben, Statistiken, etc.) beruhen. Sowohl bei Erklärungen, als auch bei Rechtfertigungen wird mit Thesen und Begründungen – also sogenannten Argumenten – gearbeitet. Dabei liefert ihr also Ursachen, Gründe, Folgen und Absichten von X (eurerm untersuchten Gegenstand/Thema). In der Regel besteht ein Argument aus den Bestandteilen BEHAUPTUNG – BEGRÜNDUNG – BEISPIEL.
Auch bei eurer Recherche werden euch Argumente begegnen, die ihr für eure Arbeit nutzen könnt (ordentlich zitiert, versteht sich). In nicht-wissenschaftlichen Quellen (z.B. journalistischen Texten) sind die Argumente oft verkürzt und nicht so leicht zu erkennen.
Es gibt verschiedene Argumenttypen, die unterschiedlich stichhaltig und überzeugend sind. Einige davon findet ihr hier:
Typen | Erklärung | Stichhaltigkeit | Beispiel |
---|---|---|---|
Faktenargument | beruft sich auf eine Tatsachenaussage: Etwas ist so oder so; der Beweis kann zum Beispiel eine wissenschaftliche Studie oder ein physikalisches Gesetz sein | Stichhaltig und wissenschaftlich, da nachprüfbar | „Diverse Studien weisen darauf hin, dass die männliche Sprachform psycholinguistisch mit Männern verbunden wird, also keineswegs geschlechtsneutral wirkt (z.B. Stahlberg/Sczesny, 2006 und 2001).“ |
Autoritätsargument | beruft sich auf eine Autorität in einem Bereich, z.B. eine*n Gelehrte*n, den*die Herausgeber*in eines wichtigen Buches, Expert*innen oder Politiker*innen, bekannte Stiftungen | Stichhaltig und wissenschaftlich, da nachprüfbar/ Bezug auf Expert*in Aber: Gefahr, dass Autoritäten nur als Expert*innen ausgegeben werden | „Institutionen sollen sich klare Regeln geben, dass und wie gegendert werde. Die Sprachwissenschaftlerin Seyda Kurt betont, dass Sprache schließlich in allen Bereichen normiert werde und nicht nur innerhalb des Genderns.“ |
Normatives Argument | beruft sich auf Normen, moralische Werte und Maßstäbe, die gesellschaftlich akzeptiert sind | Weitestgehend stichhaltig, aber Werte sind kulturell und individuell abhängig und hinterfragbar, nicht wissenschaftlich | „In der Regel wollen wir niemanden verletzen oder diskriminieren. Daher sollten wir auch in der Wahl unserer Sprache darauf achten, niemanden zu verletzen oder zu diskriminieren“ |
Analogisierendes Argument | zieht einen Vergleich zu einem anderen Bereich des Lebens/ Thema wird mit einem anderen Themenfeld verbunden und verglichen | Kann stichhaltig sein, wenn Analogie passend ist, nicht wissenschaftlich | „Für uns ist es mittlerweile normal geworden, dass Frauen Hosen tragen, während es vor einigen Generationen noch völlig unvorstellbar war. Und so wird es auch mit dem Gendern sein.“ |
Erfahrungsargument | es wird sich auf persönliche Erfahrungen berufen | Wenig stichhaltig und nicht wissenschaftlich, da ausschließlich auf eigenen Erfahrungen beruhend und nicht verallgemeinerbar | „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gendern meine Freundinnen und Freundin nicht stört“ |
Argumentum ad populum | etwas wird als wahr behauptet, weil es der Meinung der Mehrheit der relevanten Personen (öffentliche Meinung) entspricht | Scheinargument | Person A möchte vom Gendern überzeugen. Person B: „Jeder findet Gendern aber total hässlich, deshalb ist es auch unnötig“ |
Argumentum ad hominem | es wird keine inhaltliche Position vertreten, sondern das Gegenüber persönlich angegriffen oder einzelne Verhaltensweisen kritisiert | Scheinargument | Person A möchte vom Gendern überzeugen. Person B: „Du bist ja nicht mal in der Lage, dich ohne Grammatik- oder Rechtschreibfehler auszudrücken und willst mir jetzt sagen, wie ich sprechen soll?“ |
Strohmannargument | dem Gegenüber wird eine Aussage unterstellt, die es so nie getroffen hat oder die Aussage des Gegenübers wird verzerrt oder lächerlich gemacht | Scheinargument | Person A: “Ich denke, das Gendern schafft sprachliche Gerechtigkeit.” Person B: “So, du denkst also, dass wir unterschiedliche Löhne nicht angleichen brauchen, um Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen zu schaffen …” |